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Zeitungsartikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 23.08.2012

 

Melle. Hufeisen bringen Glück. Darüber denkt Jürgen Rabe allerdings nicht nach. Sein Beruf ist schwere Arbeit. Und die tut er richtig gerne. Zum Pferdebeschlagen fährt er übers Land und legt dabei viele Kilometer  uch außerhalb des Grönegau zurück. Jürgen Rabe ist staatlich anerkannter Hufbeschlagschmied aus Oberholsten.

Und damit keine Missverständnisse aufkommen, stellt er sofort klar, dass Hufpfleger oder Huftechniker nicht dieselbe Ausbildung erhalten wie der Hufschmied. „Deren Berufsbezeichnung ist nicht geschützt“, sagt er.

 

Die Norwergerstute Jola ist eine seiner Kundinnen heute. Sie soll neue Hufeisen bekommen. Das Pferd geht vor der Kutsche, „und dann braucht es etwa alle acht Wochen neue Eisen“, erklärt Jürgen Rabe. Der Schmied schaut sich die Bewegung der Pferdefüße im Schritt und Trab an. Er sieht, wie das Tier die Füße setzt und weiß, wie er die Eisen formen muss. „Ich kann die Fesselstandsachse beeinflussen oder auch den
Abrollpunkt des Fußes“, erklärt er fachkundig.

 

Er nimmt zuerst ein Vorderbein des Pferdes hoch, setzt den Huf auf einen Hufbock, löst die Hufnägel und nimmt das Eisen ab. „Wenn es noch nicht zu sehr abgenutzt ist, kann ich es auch wieder verwenden“, sagt der Schmied. Der hornige Huf wächst im Laufe der Zeit, sodass das Eisen nicht mehr richtig passt. Also runter damit.

 

Jürgen Rabe arbeitet sich rund um das Pferd von vorne nach hinten. Er säubert die Hufe, schneidet sie unten wieder in Form und gibt ihnen mit der großen Feile einen geraden Wandverlauf. Früher brauchten die Schmiede einen Aufhalter, der die Pferdebeine festhielt. Heute benutzen sie die Hufböcke, auf die das Pferd den Fuß setzt. „Dieser Huf ist viel zu flach, das muss ich steiler feilen“, denkt der Hufschmied laut.

 

Wenn er ein Eisen noch mal benutzen kann, dann bringt er es nur noch in die richtige Form oder Weite. Ein neuer Rohling in passender Hufgröße muss erst einmal auf etwa 800 Grad heiß gemacht werden. Den Ofen bringt der Schmied mit. „Früher legten die Schmiede die Eisen in Kohlenglut. Das dauert allerdings viel länger als in dem mit Gas betriebenen Ofen“, erklärt er. Nach einer Zigarettenpause ist das Eisen glühend.

Der Schmied greift es mit einer langen Zange und setzt es kurz auf den Huf. Anhand der Brennspuren sieht er, wie er das Eisen formen muss. Dazu legt er es auf den Amboss und bearbeitet es mit kräftigen Hammerschlägen. Wenn die Form stimmt, dann wandert das heiße Eisen mit lautem Zischen in kaltes Wasser.

 

Jetzt bohrt der Hufschmied zusätzlich zu den Löchern für die Hufnägel noch einige mehr in das Eisen. Dort hinein schlägt er Stollen, die dem Pferd auf der Straße zusätzlich Trittsicherheit bieten. Das sind jetzt die handwerklichen Tätigkeiten, die der Zweimetermann beinahe mit graden Rücken ausüben kann.

 

Und dann nagelt Jürgen Rabe die Eisen unter die Pferdefüße, mit sechs Nägeln pro Stück. Er muss so nageln, dass die Nägel an der Seite heraustreten, ganz gleichmäßig. Die Enden kneift er ab und bettet sie später in eine kleine Rille, die er in den Huf schlägt. Jede Verletzungsgefahr für das Tier ist damit gebannt. Fertig.

 

Das Pferd hat neue Schuhe an. Noch einmal prüft Jürgen Rabe den Gang des Tieres und ist zufrieden. Genauso wie das Pferd, als ob es wüsste, dass diese Prozedur zu seinem Besten war.

Der Hufschmied wird übrigens auch zum orthopädischen Schumacher, wenn ein Pferd eine tierärztliche Diagnose für seine Füße erhalten hat. Auch Hufschmied Olaf Klement aus Eicken-Bruche fährt zu seinen vierbeinigen Kunden über Land, wie es seit jeher Tradition in diesem Beruf ist.

 

 

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